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unwichtig

Jeder Mensch ist ersetzbar.
Ob es einen bestimmten Menschen gibt oder nicht, ist belanglos.
Ich bin unwichtig.

Das ist sicher eine scharfe Forumlierung einer radikalen Sichtweise. Aber es kommt nur auf den Maßstab an: In 200 Jahren wird es wahrscheinlich niemanden mehr geben, dem mein Name irgendetwas sagt. Ich werde während meiner Lebenszeit den Lauf der Geschichte vermutlich nicht derart beeinflusst haben, dass es dann einen Unterschied macht, ob es mich mal gegeben hat oder nicht. In ein paar Millionen Jahren (vielleicht auch früher) wird es vielleicht unerheblich sein, ob es jemals eine Menschheit gegeben hat. Oder generell Leben auf diesem Planeten. Wir sind weniger als ein Punkt in Zeit und Raum. (Nebenbei bemerkt: Allein schon deshalb hat für mich das Leben keinen höheren Sinn.)

Ich vergleiche das gerne mit der Aufregung um den Braunkohletagebau. Es gibt Menschen, die ereifern sich ob der Narben in der Landschaft, die der Natur durch den Tagebau zugefügt werden. Wenn ich mir vorstelle, wie so ein Tagebau in ein paar hundert Jahren aussehen wird, so bin ich überzeugt, dass selbst ohne menschliche Hilfestellung die Natur wieder die Oberhand gewonnen haben wird. Auch ein noch so großer Tagebau ist begrenzt, und die Macht der Natur ist größer.

Aber auch, wenn man sich auf einen kleineren Bereich beschränkt, gelten die obigen Sätze. Zwar gibt es Menschen, die mir etwas bedeuten, Freunde, deren Verlust ich bedauern würde. Und vermutlich würde auch ich dem einen oder anderen fehlen, wenn es mich nicht mehr gäbe. Dann trauert man um den Verlust des anderen (wobei man meiner Meinung nach die Tränen um sich selbst vergießt: mir fehlt ja jetzt plötzlich jemand).

Nüchtern betrachtet kann man jedoch sagen: Manche Menschen werden für mich wichtig, weil sie mir bestimmte Bedürfnisse befriedigen: ein guter Gesprächspartner, ein Helfer in jeder Notlage, ein verlässlicher Partner, und auch umgekehrt, jemand, dem ich meine Fürsorge schenken kann, meinen Trost, meine Zärtlichkeit und so weiter. Manche dieser Bedürfnisse gab es schon, bevor ich den jeweiligen Menschen kennen gelernt habe, manche sind erst mit ihm entstanden. Wenn es diesen Menschen dann plötzlich nicht mehr gibt, bleiben manche Bedürfnisse unbefriedigt, und ich habe die Wahl, mich mit der Situation abzufinden oder mir zu diesem Zweck andere Menschen zu suchen.

Dabei meine ich nicht, dass jeder Mensch 1 : 1 ersetzt werden kann. Jeder Mensch ist einzigartig. Aber man wird so lange suchen und Menschen kennen lernen wollen, bis die eigenen Bedürfnisse wieder befriedigt werden. Auch wenn sich das, was man vorher in einem Menschen gefunden hat, nun auf mehrere verteilt.

Kann man sich da nicht gleich die Kugel geben? Was soll ich dann noch hier? Nun, wer jetzt in eine schwere Sinneskrise fällt, weil er sich plötzlich überflüssig vorkommt, sollte sich fragen, ob er sich bislang nicht zu wichtig genommen hat. Ansonsten gilt: Das Leben wurde mir geschenkt, und es ist an mir, das Beste draus zu machen. Was das ist, muss jeder für sich herausfinden.

Nur bilde dir bloß nix drauf ein zu existieren.


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erstellt: 05.08.01 / geändert: 11.05.05
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